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Hilfe für die Haut

Würzburg (uni) – Erst wirft die Haut Blasen. Die platzen dann auf und hinterlassen wunde Stellen – wahre Einfallstore für Infektionserreger. Die Rede ist von einer Krankheit namens Pemphigus, die ohne Behandlung lebensbedrohlich ist. Wissenschaftler von der Uni Würzburg sind bei ihrer Erforschung weitergekommen.

Beim Pemphigus greift das Immunsystem den eigenen Organismus an: Mit Antikörpern attackiert es eine Gruppe von Proteinen, die für den Zusammenhalt der Hautzellen nötig ist. Der normalerweise feste Zellverbund löst sich, in der Haut entstehen Hohlräume, die sich mit Flüssigkeit füllen. Daraus entstehen dann die dünnwandigen Blasen.

„Das Gefährliche an dieser Krankheit ist, dass sie die Barrierefunktion der Haut zerstört“, sagt Anatomie-Professor Jens Waschke. Der Körper droht auszutrocknen, außerdem können gefährliche Bakterien eindringen und eine Blutvergiftung auslösen.

Die Krankheit trifft vor allem 40- bis 70-Jährige – und sie ist selten: Pro Jahr treten in Deutschland rund 80 Fälle auf. Behandelt wird das chronische Leiden derzeit mit Cortison und anderen Medikamenten, die das Immunsystem dämpfen. „Das führt aber zu teils schweren Nebenwirkungen, so dass die Suche nach neuen Therapien gerechtfertigt ist“, meint der Professor.

Schädliche Effekte der Antikörper verringert

Die gefährlichen Antikörper im Organismus der Patienten bekämpfen: Wie das prinzipiell gehen könnte, beschreibt Waschke mit seinem Kollegen Detlev Drenckhahn und weiteren Würzburger Forschern im Journal of Biological Chemistry.

In Zellkulturen ist es dem Team geglückt, die schädlichen Effekte der Antikörper deutlich zu verringern. Das gelang mit kleinen, eiweißartigen Molekülen (Peptiden), die speziell für diesen Zweck konstruiert wurden: Sie verringern das Ausmaß, in dem die Hautzellen unter dem Einfluss der Antikörper auseinanderfallen, um etwa die Hälfte.

Ob sich diese positive Wirkung auch an lebendem Hautgewebe erzielen lässt, müssen die Wissenschaftler als nächstes prüfen. Sollten die weiteren Untersuchungen gut verlaufen, weisen sie eventuell den Weg zu einer neuen Therapie gegen Pemphigus. „Die Peptide selbst kann man einem Menschen aber nicht verabreichen, weil sie möglicherweise eine Immunreaktion auslösen würden“, erklärt Jens Waschke. Stattdessen müsse man Moleküle finden, die eine ähnliche Struktur wie die Peptide aufweisen und natürlich auch eine ähnlich gute Wirkung.

Pemphigus als Modellkrankheit

Nicht nur neue Therapien gegen die Erkrankung haben die Würzburger Forscher im Blick. Sie wollen auch grundlegende Erkenntnisse gewinnen. „Pemphigus ist ein wichtiges Modell um zu untersuchen, welche Rolle Antikörper bei der Entstehung von Autoimmunkrankheiten spielen“, sagt Jens Waschke. „Außerdem nutzen wir die Antikörper als Werkzeuge, mit denen wir den Aufbau und die Regulation von Kontakten zwischen Zellen erforschen.“

Für den Erfolg der Arbeiten sei die fachübergreifende Kooperation im Würzburger Sonderforschungsbereich 487 mit verantwortlich, betont Waschke. Der Biophysiker Thomas Müller hat mit Modellierungen am Computer herausgefunden, welche Struktur die Peptide haben müssen, damit sie wirken können. Die Chemikerin Athina Efthymiadis hat die Peptide synthetisiert, der Biomediziner Wolfgang-Moritz Heupel die Experimente am Rasterkraftmikroskop durchgeführt.

Als Bindeglied zum ärztlichen Bereich fungierte Enno Schmidt von der Hautklinik, der inzwischen nach Lübeck gewechselt ist: Er isolierte die schädlichen Antikörper aus dem Blut von Pemphigus-Patienten. (Robert Emmerich, Uni Würzburg)
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„Peptides Targeting the Desmoglein 3 Adhesive Interface Prevent Autoantibody-induced Acantholysis in Pemphigus“; Wolfgang-Moritz Heupel, Thomas Müller, Athina Efthymiadis, Enno Schmidt, Detlev Drenckhahn und Jens Waschke. The Journal of Biological Chemistry Vol. 285, Nr. 13, Seiten 8589-8595, 27. März 2009, DOI 10.1074/jbc.M808813200

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