Risikofaktoren Parkinson-Erkrankung: Wissenschaftler entdecken fünf neue Genvarianten
Tübingen (hih) – Bisher waren sechs Genvarianten (Loci) bekannt, die das Risiko erhöhen, eine Parkinson-Krankheit (PD) zu entwickeln. Jetzt identifizierte ein Konsortium internationaler Wissenschaftler unter Beteiligung des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung am Universitätsklinikum Tübingen und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Tübingen, weitere fünf. Mit insgesamt 12.386 untersuchten Parkinson-Patienten, 21.583 gesunden Kontroll-Personen und 7,7 Millionen untersuchten Genvarianten aus fünf genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) handelt es sich um die bisher weltweit größte genetische Analyse zur Parkinson-Erkrankung. (The Lancet 02.02.2011)
Dr. Andrew Singleton vom Labor für Neurogenetik der National Institutes of Health, Bethesda, MA (USA), Dr. Nick Wood von der Abteilung für molekulare Neurowissenschaft des UCL Institute of Neurology, London (Großbritannien) und Kollegen vom europäischen International Parkinson Disease Genomics Consortium, an dem auch das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (Universitätsklinikum Tübingen) und das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Tübingen, führend beteiligt sind, untersuchten in einer Metaanalyse von fünf genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) aus USA und Europa insgesamt 7,7 Millionen mögliche Genvarianten an 12.386 Parkinson-Patienten und 21.583 gesunden Kontrollpersonen.
Es war bereits bekannt, dass häufige Genvarianten, die im MAPT-Gen und SNCA-Gen entdeckt worden waren, zu dem genetischen Risiko beitragen. In der vorliegenden Studie stellten die Wissenschaftler fest, dass 20% der Patienten mit der höchsten Anzahl an Risikovarianten in den nun 11 identifizierten Loci eine um das Zweieinhalbfache höhere Wahrscheinlichkeit hatten, an Parkinson zu erkranken, als die 20%, die die geringste Anzahl genetischer Risikofaktoren aufwiesen. Obwohl dies ein erheblich höheres genetisches Risiko darstellt, als zuvor für die Parkinson-Erkrankung gezeigt worden war, warnen die Autoren, dass diese Risikoprofile bislang noch keine klinische Validität besitzen. Allerdings, so die Autoren, lenken die Daten das Augenmerk auf neue Gene, die als genetischer Hintergrund der Parkinson-Erkrankung künftig berücksichtigt werden müssen.
„Die Studie liefert Hinweise darauf, dass häufig vorkommende Genvariationen als Ursache der Parkinson-Krankheit eine wichtige Rolle spielen“, erklären die Autoren. „Wir konnten bestätigen, dass es bei der Parkinson-Krankheit, von der man noch bis vor kurzem annahm, dass sie ganz überwiegend auf Umweltfaktoren zurückzuführen ist, eine starke genetische Komponente gibt.“
Die Schlussfolgerung der Autoren: „Die Entdeckung weiterer häufiger und seltener Risikovarianten für die Parkinson-Krankheit wird möglicherweise dazu führen, dass wir unsere Einschätzung der genetischen Komponente dieser Erkrankung nach oben korrigieren müssen.“
The Lancet-Link zur Publikation:
thelancet.com
(Pressemeldung des Hertie Instituts für klinische Hirnforschung)