Parkinson: Kompetenz der Patienten gestiegen
Heilmittel trotz Fortschritten der Forschung noch nicht in Sicht
Linz (pte) – Parkinson-Patienten wissen zunehmend mehr über die Krankheit, die Wirkung von Medikamenten und die Möglichkeiten der Selbsthilfe. Davon profitiert die medizinische Therapie, berichtet Gerhard Ransmayr, Neurologe am Allgemeinen Krankenhaus Linz, gegenüber pressetext. Anlässlich einer Informationsveranstaltung der Parkinson-Selbsthilfe wurden der „state of the art“ in der Parkinson-Forschung dargestellt und diskutiert.
Das durchschnittliche Alter, in dem Parkinson ausbricht, beträgt 60 Jahre, wobei jeder zehnte Patient zu Krankheitsbeginn noch unter 50 Jahre alt ist. „Derzeit ist weniger als ein halbes Prozent der Bevölkerung von diesem Leiden betroffen. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Zahl der Betroffenen wesentlich steigen wird“, so der Nervenspezialist. Hauptgrund dafür sei die zunehmende Alterung der Gesellschaft.
Fünf Gene als Auslöser
Parkinson ist eine degenerative Erkrankung der Gehirnregion unterhalb der Großhirnrinde, die die Bewegungssteuerung des Körpers stark beeinträchtigt. Zurück geht dies unter anderem auf das Absterben von Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin erzeugen. Üblich ist das sporadische Auftreten ohne Familiengeschichte, seltener sind Fälle auch erblich bedingt. Beide Formen dürften jedoch auf die Mutation von fünf Genen zurückgehen, lässt eine soeben in der Zeitschrift „Nature Genetics“ veröffentlichte internationale Genstudie (GWAS) vermuten. „Neu ist allerdings auch die Erkenntnis, dass es auch Personen mit genetischen Mutationen gibt, die die Krankheit nicht bekommen“, so der Linzer Neurologe.
Eine weitere aktuelle Studie namens „ADAGIO“ deutet darauf hin, dass der Wirkstoff Rasagilin die Zerstörung bestimmter Hirnzellen etwas verzögern und den Fortschritt der Krankheitssymptome verlangsamen kann. In der Beurteilung zeigt sich der Mediziner allerdings sehr zurückhaltend. „Die Studie gibt den Hinweis dafür, dass das Präparat bei jüngeren Menschen zu Beginn der Krankheit möglicherweise geringfügige krankheitsmodifizierende Wirkung haben könnte. Man muss mit den Ergebnissen sehr vorsichtig umgehen“, betont Ransmayr.
Verlust des Geruchssinns als frühes Zeichen
Bemerkbar macht sich das Leiden zuerst durch unterschiedliche Anzeichen. „Ganz zu Beginn können das allgemeine Schwäche, ein Verlust von Dynamik oder Schwung, eine Minderung des Geruchssinns oder Rheuma-ähnliche Schmerzen sein“, so Ransmayr. Treten mehrere dieser Erscheinungen gemeinsam auf, könne eine ärztlichen Diagnose das Zusammenfallen mit klinischen Auffälligkeitszeichen überprüfen und den Beginn der Krankheit feststellen. Zu den Symptomen gehören Muskelsteife, Einschränkungen der Bewegung, Zittern, Gangprobleme sowie Gleichgewichtsstörungen.
Viele Details rund um die Krankheit sind laut Ransmayr noch nicht geklärt. „Viele der Ursachen kennt man noch nicht und es gibt auch bisher keine Möglichkeit, die Krankheit aufzuhalten oder effektiv früh zu erkennen.“ Finde man eines Tages ein Mittel, um den Fortschritt der Krankheit zu verzögern, könne man durch Screenings Risikogruppen feststellen und in einem Frühstadium eingreifen. Der mögliche Beitrag, den Betroffenen leisten können, ist gering. „Es ist allerdings hilfreich, diszipliniert zu leben und Sport zu betreiben. Das steigert die Bewegungsreserven und ermöglicht später die bessere Kompensation von Behinderungen“, so der Linzer Mediziner.
Eigenartige Nebenwirkungen
Halten sich die Fortschritte in der Therapie auch in Grenzen, so hätten sich in den vergangenen Jahren mehrere neue Behandlungsformen als brauchbar gezeigt. Zum Vorschein kamen laut Ransmayr dabei allerdings auch mögliche Nebenwirkungen bestimmter Behandlungen. „Sichtbar wurde, dass in Folge der Einnahme manchmal seelische Aspekte auftreten, die nachteilig sein können. Dazu gehören triebhafte Durchbrüche, was etwa im sexuelle Verhalten oder in der stärkere Neigung zu Glücksspiel, Wetten und Kaufsucht sichtbar wird.“
(Aussender: pressetext.austria, Redakteur: Johannes Pernsteiner)