Neue Art von genetischen Veränderungen bei erblichem Krebs identifiziert
Zweite Kopie des T (Brachyury)-Gens auf dem Chromosom 6
Durham, NC (eurekalert) – Wissenschaftler des Duke University Medical Center und des National Cancer Institute Wissenschaftler haben entdeckt, dass eine neu gefundene genetische Veränderung, eine zweite Kopie eines kompletten Gens, eine häufige Ursache familiärer Chordome darstellt. Bei Chordomen handelt es sich um eine seltene Form von Knochentumoren, die häufig auch das Nervensystem beeinträchtigen.
„Diese Veränderung ist anders als alles, was wir je zuvor in Familien gesehen haben, deren Mitglieder die gleiche Art von Krebs entwickeln“, sagt Michael Kelley, MD, außerordentlicher Professor an der Duke University Medical Center und leitender Autor der Studie. „Wir sprechen hier nicht über eine Mutation in einem Gen, sondern über die Vervielfältigung eines ganzen Gens. Diese Entdeckung ist ein klassisches Beispiel dafür, wie die Wissenschaft mitunter eine Frage beantwortet, aber gleichzeitig viele andere aufwirft.“
Chordome sind selten und betreffen nur einen unter einer Million Menschen. Die Diagnose ist meist verheerend für den Patienten, der in der Regel Tumoren an der Schädelbasis, entlang der Wirbelsäule oder am Becken entwickelt. Sie entstehen aus den Resten der Chorda dorsalis (Notochordoa), einem embryonalen Vorläufer der Wirbelsäule. Es gibt nur wenige Behandlungen und keine Heilung für Chordome, weshalb die meisten Patienten innerhalb von 10 Jahren sterben.
Kelley, Leiter der Hämatologie und Onkologie am Durham Veterans Affairs Medical Center, untersuchte über Jahre Chordome, nachdem ein Mitarbeiter am National Cancer Institute, Dilys Parry, Co-Autor der Studie, eine Familie entdeckt hatte, die bereits über mehrere Generationen von dieser Krankheit begleitet wurde. Sie mutmaßten, dass es sich um irgendeine Art von genetischem Defekt handeln musste. Parry identifizierte im Rahmen seiner klinischen Studien schließlich sechs weitere Familien, in denen mehrere Verwandte von Chordomen betroffen waren.
Erste Arbeiten konzentrierten sich noch auf mögliche Defekte auf Chromosom 7, an dem aber kein Mangel festgestellt werden konnte, den alle Betroffenen teilten. Erst später fanden sie mit dem T (Brachyury)-Gen auf dem Chromosom 6 den Verursacher. „Brachyury ist ein Transkriptionsfaktor, der bei der Regulierung der Entwicklung der Chorda hilft und wir wissen, dass das Gen im Tumorgewebe bei vielen Menschen mit Chordomen übermäßig aktiv ist“, sagt Kelley, „so waren wir ziemlich sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Die Forscher untersuchten 65 Personen in den sieben betroffenen Familien, darunter 21 Personen mit Chordomen. Die Wissenschaftler fanden in vier der sieben Familien bei allen Chordom-Patienten eine zweite Kopie des T-Gens. Nach Ansicht Kelleys ist es bislang aber noch unverständlich, wie die Expression Brachyury Chordome verursachen könnte, zumal diese Expression nicht nur in den Personen nachgewiesen wurde, die die Gen-Kopie besitzen. Es wird vermutet, dass ein Zusammenspiel mit weiteren Genen oder bislang unbekannten Mechanismen eine Rolle bei der Entwicklung der Krankheit spielen könnten.
Die Ergebnisse der Studie werden in Nature Genetic veröffentlicht.
(Aussender der Nachricht: www.eurekalert.org)