Mit vereinten Kräften gegen eine lebensbedrohliche Erkrankung
Heidelberg (ukh) – Amyloidose-Patienten in ganz Deutschland profitieren von einem neuen interdisziplinären Versorgungsangebot am Universitätsklinikum Heidelberg: Im Amyloidose-Zentrum Heidelberg haben sich Spezialisten aus elf Disziplinen unter Federführung von Dr. Stefan Schönland, Oberarzt der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie, zusammengeschlossen, um die Diagnostik und Therapie dieser lebensbedrohlichen Proteinspeicher-Erkrankung auf eine neue Basis zu stellen. Am 2. Mai 2009 fand im Rahmen der offiziellen Eröffnung ein wissenschaftliches Symposium statt, bei dem Heidelberger Spezialisten sowie Experten aus anderen europäischen Amyloidose-Zentren über ihre Aktivitäten und Erfahrungen berichteten.
Amyloidosen sind seltene Erkrankungen (in Deutschland ca. 800 Neuerkrankungen pro Jahr). Ähnlich wie bei BSE oder der Alzheimer’schen Krankheit lagern sich fehlgefaltete körpereigene Proteine als Amyloid in den Organen ab und schädigen diese auf Dauer. Herzversagen, ein Funktionsverlust der Nieren, der Leber oder des Nervensystems sind die häufigsten Folgen. „Meistens wird die Krankheit erst in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Dann ist sie in der Regel nur schwer zu behandeln“, unterstreicht Dr. Stefan Schönland die Notwendigkeit, etwas für die Verbesserung von Diagnostik und Therapie der Amyloidose zu tun.
Da das klinische Bild der systemischen Amyloidose sehr vielfältig ist (man unterscheidet im Wesentlichen drei verschiedene Formen: AL-, AA- und familiäre Amyloidose), ist es von großer Bedeutung, dass die verschiedenen Fachdisziplinen bereits in der Diagnostik eng zusammenarbeiten. Dies setzt sich am Universitätsklinikum Heidelberg in einer individualisierten Beratung und Therapie fort, da zum einen die Behandlung der Grunderkrankung erforderlich ist, zum anderen Maßnahmen gegen die Funktionsstörung der betroffenen Organe eingeleitet werden müssen. Über spezielle Expertise in der Hochdosis-Chemotherapie mit Stammzell-Transplantation der AL-Amyloidose verfügt die Abteilung Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie. Die Herausforderungen der Organtransplantation bei der Amyloidose übernehmen die Transplantationschirurgen in Zusammenarbeit mit Kardiologen, Gastroenterologen, Nephrologen und Neurologen. Das Heidelberger Transplantationszentrum hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der größten Zentren in Deutschland entwickelt, das Patienten mit Amyloidose versorgt.
Der Zusammenschluss von Fachdisziplinen bei der Versorgung von Amyloidose-Patienten ist bisher in Deutschland einzigartig. Den Boden dafür haben der im Jahr 2001 gegründete „Arbeitskreis für Amyloidose-Krankheiten an der Universität Heidelberg“ (Leitung: Dr. Reinhard Singer) und die im Jahr 2004 etablierte „Amyloidose-Ambulanz“ der Abteilung Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie bereitet. Seitdem ist die Zahl der Patientenanfragen und -vorstellungen im Klinikum kontinuierlich angewachsen. „Inzwischen kommen Patienten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nach Heidelberg“, berichtet Schönland. Hauptanlaufpunkt ist die Amyloidose-Ambulanz; von hier aus erfolgt die Koordination mit den anderen Fachdisziplinen. Darüber hinaus nutzen sowohl Patienten als auch Ärzte sehr rege das Beratungsangebot per Telefon und E-Mail.
(Pressemeldung des Universitätsklinikums Heidelberg, 15.04.2009)