CAR-T-Zelltherapie zur Behandlung von Lymphomen
In den USA gehört die Gentherapie, genauer die CAR-T-Zelltherapie, bereits seit längerem zu den Behandlungsoptionen bei Lymphomen und anderen Krebsarten. Etwa ein Jahr nach der Zulassung von zwei CAR-T-Zelltherapien für Leukämie- und Lymphompatienten in den USA sind diese Behandlungen seit Ende August 2018 auch in Europa zugelassen. Eines dieser Zelltherapeutika wird in Kürze im Universitätsklinikum Regensburg zum Einsatz kommen. Die berechtigte Hoffnung zu überleben ist mit dem Risiko schwerer Nebenwirkungen verbunden.
Bei der CAR-T-Zelltherapie werden dem Patienten Immunzellen entnommen, in einem Labor mit speziellen Rezeptoren zur Erkennung von Tumorzellen ausgestattet und dem Patienten dann als Transfusion zurückgegeben. Die so veränderten patienteneigenen Abwehrzellen sind nun dazu in der Lage, Krebszellen zu erkennen, anzugreifen und zu zerstören. „Die Zulassung der anti-CD19 CAR-T-Zellen für die Therapie von Lymphomen und Leukämien ist ein großer Fortschritt, denn die CAR-Therapie kann auch dann erfolgreich eingesetzt werden, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten bereits erschöpft sind. Sie birgt allerdings auch Risiken, so dass sie derzeit nur in spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollte“, beurteilt Professor Dr. Hinrich Abken, Lehrstuhlinhaber für Gen-Immuntherapie am Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie, das Potential dieser Therapie.1
Behandlung voraussichtlich ab 2019
Am UKR wird Privatdozentin Dr. Simone Thomas, Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Patienten mit der neuen Therapie behandeln. „Während eines Forschungsaufenthaltes in den USA habe ich Patienten bei der CAR-T-Zelltherapie ärztlich begleitet. Ich war beeindruckt von den vielversprechenden Verläufen und habe wertvolle Erfahrungen beim Umgang mit Nebenwirkungen gesammelt“, berichtet PD Dr. Thomas, die selbst zur CAR-T-Zelltherapie forscht und eine der ersten deutschen klinischen Studien zu einer solchen Gentherapie für Patienten mit Leukämien und Multiplem Myelom leitet. Professor Dr. Wolfgang Herr, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III ist sehr zuversichtlich, dass „voraussichtlich Anfang 2019 Patienten, die an einem mehrfach vorbehandelten, diffus großzelligen oder einem primär mediastinalen B-Zell-Lymphom leiden, im UKR mit der neuen CAR-T-Zell-Therapie aus den USA behandelt werden können – verbunden mit der Hoffnung, dass ein solches Zelltherapeutikum zukünftig auch für weitere Krebsarten verfügbar sein wird“.1
Schwere Nebenwirkungen möglich
Wie alle Krebstherapien kann auch die CAR-T-Zell-Therapie schwere Nebenwirkungen verursachen. Eine der häufigsten Nebenwirkungen ist das sogenannte cytokine-release syndrome (CRS), das mit massiven Reaktionen bis hin zum „Zytokinsturm“ daherkommt. Dabei kann es zu teils lebensbedrohlichen Nebenwirkungen mit hohem Fieber, Schüttelfrost, Atembeschwerden und Hautausschlägen kommen. Die Beschwerden werden vermutlich durch den massiven Zerfall der Krebszellen verursacht, wodurch eine Vielzahl von Zytokinen freigesetzt wird.2
Als weiterer Nachteil der Behandlung wird beschrieben, dass viele Patienten nach der Behandlung lebenslang mit einer geschwächten Immunabwehr auskommen müssen. Grund dafür ist, dass das CAR-Molekül nicht zwischen Krebszellen und den B-Lymphozyten des Immunsystems unterscheiden kann und deshalb auch die für die Immunabwehr wichtigen B-Lymphozyten beseitigt. So kann es auch zu B-Zell-Aplasie und Hypogammaglobulinämie kommen.3
Symptomatische Behandlung der Nebenwirkungen wird beschrieben. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt.
1pi Uniklinikum Regensburg, 13.09.2018
2National Cancer Institute: „CAR T Cells: Engineering Patients’ Immune Cells to Treat Their Cancers“, 14.12.2017 (→Link),
3Ch. J. Buchholz; J. Hartmann; M. Schüßler-Lenz; B. Keller-Stanislawski: „CAR-T-Zell-Therapie: Aussichten und Risiken“, in: Deutsches Ärzteblatt 7/2018 (Dtsch Arztebl 2018; 115(7): [38]; DOI: 10.3238/PersOnko.2018.02.16.07), online: →Link
Alle Links abgerufen am 15.09.2018