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Bösartige Knochenmarkserkrankung: Neue Hoffnung für MPN-PatientInnen

Myeloproliferative Neoplasien (MPN) können derzeit nur unzureichend behandelt werden. Ein Team der Vetmeduni Vienna und des CeMM Forschungszentrums für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften/Medizinische Universität Wien entdeckte einen neuen Behandlungsansatz, der das nun grundlegend ändern könnte, wie eine soeben in der wissenschaftlichen Top-Zeitschrift „Blood“ veröffentlichte Studie zeigt.

Myeloproliferative Neoplasien (MPN) – eine seltene, aber bösartige Gruppe von Knochenmarkserkrankungen

Bei MPN handelt es sich um eine Gruppe seltener, bösartiger Erkrankungen des Knochenmarks, bei denen zu viele rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und/oder Blutplättchen gebildet werden. MPN sind seltene chronische Erkrankungen, jedes Jahr werden nur etwa 1 bis 2 Fälle pro 100.000 Einwohner neu diagnostiziert. Eine MPN kann alle Altersgruppen betreffen, ist aber am häufigsten bei Erwachsenen um die 60 Jahre. Männer erkranken etwas häufiger als Frauen.

Ursache der MPN sind genetische Veränderungen (Mutationen) der blutbildenden Zellen im Knochenmark, die im Laufe des Lebens zufällig, aufgrund bestimmter genetischer Veranlagungen oder durch Umwelteinflüsse erworben werden. Über 80% der Patientinnen und Patienten mit MPN weisen eine erworbene Punktmutation im Gen JAK2 (JAK2V617F) auf. Durch die Mutation ist das Zellteilung-regulierende JAK2 immer auf „an“ gestellt und die betroffene Zelle beginnt, sich ungebremst zu teilen – die Krankheit nimmt ihren Lauf.
Bisher werden MPN PatientInnen mit Ruxolitinib, einem JAK2-Inhibitor, behandelt. Das lindert zwar die Symptome, bringt aber keine Heilung – denn der krankheitsauslösende Stammzell-Klon sitzt im Knochenmark und wird in der Regel nicht angegriffen. Das Risiko nach absetzten der Therapie wieder zu erkranken bleibt bestehen, ebenso das Risiko in weiterer Folge an AML zu erkranken, eine Form von Leukämie. Daher ist es wichtig, neue Ansatzpunkte für Therapien zu finden.

Wesentlicher Einflussfaktor der Erkrankung: Das Protein CDK6

Einem Forschungsteam um Veronika Sexl von der Vetmeduni Vienna und Robert Kralovics vom CeMM/Medizinische Universität Wien gelang nun genau das, indem sie im Mausmodell das Protein CDK6 als wesentlichen Einflussfaktor für die Entwicklung der durch JAK2V617F hervorgerufenen MPN identifizierten. „Wir konnten zeigen, dass sich die betroffenen Stammzellen ohne CDK6 weniger teilen und mehr in den Zelltod gehen. Als Folge verbessert das Fehlen von CDK6 die klinischen Symptome und verlängert das Überleben“, so Sexl.

Gezeichnetes Schaubild
Zusammenfassung der Aktionspunkte des mutierten Faktors JAK2V617F; Grafik ©Florian Bellutti | Pressefoto

Neuer Therapieansatz für MPN-Patientinnen

Fehlt CDK6 kommt es zu einer deutlichen und dauerhaften Verbesserung der Symptome: die durch die Krankheit stark vergrößerte Milz reduziert sich wieder auf Normalgröße und der Verlauf der Krankheit wird verzögert. Dazu Kralovics: „CDK6 ist ein zentraler Signalknoten, der die Zellzykluskontrolle, die für die Entstehung von Entzündungen kritische Aktivierung des Proteins NF-κB, die Apoptose – also den programmierten Zelltod – und die bösartige Stammzellfunktion verbindet. Unsere Arbeit zeigt, dass eine Feinabstimmung des CDK6-Spiegels diesen Wirkmechanismus beeinflusst und dadurch möglicherweise die Lebensqualität von MPN-Patientinnen und -Patienten verbessern kann. Dadurch eröffnet sich ein vollkommen neuer Therapieansatz.“


Originalpublikation:
Der Artikel „CDK6 coordinates JAK2V617F mutant MPN via NFκB and apoptotic networks“ von Iris Z. Uras, Barbara Maurer, Harini Nivarthi, Philipp Jodl, Karoline Kollmann, Michaela Prchal-Murphy, Jelena D. Milosevic Feenstra, Markus Zojer, Sabine Lagger, Reinhard Grausenburger, Beatrice Grabner, Raimund Holly, Anoop Kavirayani, Christoph Bock, Heinz Gisslinger, Peter Valent, Robert Kralovics and Veronika Sexl wurde in „Blood“ (http://www.bloodjournal.org/content/early/2019/01/11/blood-2018-08-872648?sso-checked=true) veröffentlicht.

(pi Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Veterinärmedizinische Universität Wien | Vetmeduni Vienna, 05.02.2019)

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