Mit ProBAs auf den Arbeitsmarkt – Chancen für schwerbehinderte Bachelor-Absolventen
Langen (pei) – Nach dem erfolgreichen Abschluss des EQUAL-Projektes ‚Vieles ist möglich – Tandem-Partner in der Wissenschaft‘ zum Ende des Jahres 2007 hat das Paul-Ehrlich-Institut im Januar 2010 mit ‚ProBAs‘ erneut ein Projekt zur Weiterqualifizierung schwerbehinderter Menschen als Koordinator gestartet. Ziel des neuen Projektes ‚ProBAs‘ ist es, schwerbehinderte Bachelorabsolventen/-innen (BAs) sowohl im wissenschaftlichen als auch im administrativen Bereich weiterzuqualifizieren.
„Das Paul-Ehrlich-Institut trägt damit zur Weiterqualifikation von Menschen mit Behinderung und zur Akzeptanz des Bachelor- und Master-Abschlusses bei. Es fördert die Weiterbildung zum Masterabschluss, in dem es Gelegenheit zum ‚training on the job‘ gibt“, freut sich Prof. Klaus Cichutek, der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. Drei schwerbehinderte BAs haben bereits zum 1. Januar 2010 ihre Tätigkeit im PEI aufgenommen. Diese Positionen sind angesiedelt im Innovationsbüro des PEI, im Fachgebiet ‚AIDS – neuartige und neue Erreger‘ sowie im Haushaltsreferat. Noch bis zum 5. Februar läuft aktuell die Bewerbungsfrist für vier weitere Positionen im Rahmen dieses Projektes.
Die Notwendigkeit von ProBAs ergab sich für die Initiatoren aus der Tatsache, dass auch in Deutschland inzwischen nahezu alle Studiengänge auf das zweistufige Bachelor-/ Masterstudiensystem umgestellt wurden. „Im Zuge dieser Umstellung ist es für behinderte Menschen oft ungleich schwerer, die Förderung des behinderungsbedingten Mehraufwands für das ‚Master-Studium’, den zweiten Teil ihrer Ausbildung, zu erhalten“, sagt Annetraud Grote, die Schwerbehindertenvertrauensfrau des Paul-Ehrlich-Instituts. Die Mitinitiatorin und Leiterin dieses neuen Integrationsprojektes erklärt, dass aus Sicht vieler Träger von Sozialleistungen bereits der Bachelor-Abschluss als berufsqualifizierender Abschluss gesehen werde, was die Förderung eines zweiten ‚Teilstudiums‘ erschwere. Damit wird es schwerbehinderten Absolventen/innen sehr schwer gemacht, eine adäquate Tätigkeit auszuüben, zu der ein Masterstudium den Zugang bieten kann.
Sich beruflich zu betätigen, ist besonders für behinderte Menschen eine wesentliche Voraussetzung, um aktiv am Leben der Gesellschaft teilzuhaben. In diesem Zusammenhang soll ProBAs, neben der gezielten beruflichen Weiterqualifizierung von schwerbehinderten Bachelorabsolventen/-innen (‚training on the job‘) auch die Funktion eines Leuchtturmprojekts übernehmen, um auf diese Probleme aufmerksam zu machen.
Unterstützung für dieses Projekt erhalten die Initiatoren auch aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG), wo sie am 08. Dezember 2009 Gelegenheit hatten, das Konzept Bundesgesundheitsminister Dr. Philip Rösler vorzustellen. Minister Rösler betonte, dass das BMG eine Verpflichtung und Vorbildrolle bei der Integration von schwerbehinderten Menschen in den Arbeitsmarkt habe, die auch weiter mit Leben erfüllt werden soll. Die aus seiner Sicht beachtliche Quote solle nach Möglichkeit noch gesteigert werden.
Um eine bessere Qualifikation für den ersten Arbeitsmarkt zu erreichen, bieten das Paul-Ehrlich-Institut und weitere Projektpartner wie z.B. das Zentrum für sehbehinderte und blinde Studierende (BliZ) der Fachhochschule Gießen-Friedberg und das Robert Koch-Institut zwei- bis dreijährige Weiterqualifikationsmöglichkeiten für schwerbehinderte Bachelor-Absolventen/-innen. Sie werden dabei unterstützt von weiteren Partnern aus der Wirtschaft, aus unterschiedlichen Hochschulen, ebenso wie vom deutschen Studentenwerk und einem Selbsthilfeverband. Mithilfe des Projekts sollen die Chancen der BAs auf dem Arbeitsmarkt im Bereich der Wissenschaft, Forschung und Administration steigen. Ein weiteres Ziel ist es, Möglichkeiten zu schaffen, das Master-Studium später fortzusetzen, da auch hier nach Qualifizierung selektiert wird. Mögliche Aktivitäten reichen von der Mitarbeit in Forschungsprojekten und der Anfertigung von Publikationen und Gutachten bis zu zusätzlichen Weiterbildungsangeboten in den Natur- und Verwaltungswissenschaften.
Die schon seit 1996 erfolgreiche Arbeit des Paul-Ehrlich-Instituts im Bereich der Integration behinderter Menschen in den ersten Arbeitsmarkt wurde inzwischen bereits mehrmals mit einem internationalen Preis gewürdigt. Zuletzt erhielt das PEI ein ‚Best Practice Certificate‘ in der Kategorie ‚New forms of Partnership Working’ für das Projekt ‚Tandem in Science: Network for Integration Projects‘. Diese Auszeichnung wurde im Rahmen des European Public Service Award (EPSA) durch das European Institute of Public Administration (EIPA) am 4. November 2009 vergeben. Für den Preis hatten sich 450 Organisationen aus 28 europäischen Staaten registriert von denen 304 Bewerbungen zugelassen wurden. Das PEI gelangte unter die letzten 28 Teilnehmer.
Ausführliche Informationen zum ProBAs-Projekt bietet der Internetauftritt des Projektes.
(Pressemitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts)