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Krebserkrankungen steigern das Armutsrisiko

Welche Auswirkungen eine Krebserkrankung auf das Arbeitsleben und die finanzielle Situation von Betroffenen haben kann, hat Prof. Dr. Stefan Dietsche von der Hamburger Fern-Hochschule (HFH) im Rahmen des Projekts „Krebs und Armut“ untersucht. Die vom Institut für Angewandte Forschung Berlin finanzierte Studie zeigt, dass sich die wirtschaftliche Situation der Erkrankten in den Jahren nach der Diagnose im Schnitt deutlich verschlechtert. Zudem legt die Studie nahe, dass die Beratung der Betroffenen oft nicht ausreichend ist und diese nicht wissen, welche Leistungen ihnen zustehen.

Wer arbeiten kann, hat ebenfalls weniger Geld

Für das Forschungsprojekt wurden über 300 Krebspatienten befragt und Routinedaten von mehr als 3000 erkrankten Versicherten der AOK Nordost ausgewertet. „Mit dem Projekt konnten wir zeigen, dass die wirtschaftliche Situation in den Jahren nach der Erkrankung deutlich schwieriger wird“, fasst Prof. Dietsche zusammen. So zeigt die Studie, dass ein Drittel der Befragten drei Jahre nach der Krebsdiagnose nicht mehr berufstätig war, obwohl alle in die Studie eingeschlossenen Personen noch im erwerbsfähigen Alter waren. Bei denjenigen, die trotz Erkrankung weiterhin berufstätig blieben, verringerte sich das durchschnittliche Einkommen. Als Hauptgrund für die veränderte Erwerbssituation gaben die Betroffenen einen Rückgang der Leistungsfähigkeit an.

Selbst für Ernährung und Bekleidung reicht es oft nicht

Dabei seien die finanziellen Einschränkungen bei einem Großteil gravierend. So wurde in der Studie deutlich, dass die Erkrankten nicht nur deutlich weniger Geld für Freizeit, Unterhaltung oder Genussmittel ausgaben, sondern dass die Einschränkungen auch Grundbedürfnisse wie Ernährung, Bekleidung oder die finanzielle Absicherung betrafen.

Unzureichende Beratungsangebote über Sozialleistungen

Auffällig ist außerdem, dass die Mehrzahl der Befragten die Beratungsangebote über Sozialleistungen als nicht ausreichend empfanden: 57 Prozent der Studienteilnehmer fühlten sich nur unzureichend darüber informiert, welche Leistungen ihnen gesetzlich zustehen und wie sie diese in Anspruch nehmen können. „Das ist ein Punkt, der besser werden muss – schließlich geht es hier um existenzielle Fragen“, betont Dietsche.

Die Studie wurde am 29. September in Wien während der Jahrestagung der deutschsprachigen Fachgesellschaften für Hämatologie und Onkologie vorgestellt. Auch ein Folgeprojekt ist bereits in Planung. Prof. Dietsche: „Auch in diesem wird es weiterhin um die Folgewirkungen von Krebserkrankungen gehen. Wir wollen aber nun noch stärker auf die Lebenssituation der Betroffenen schauen und deren Sichtweisen berücksichtigen.“

(pi HFH · Hamburger Fern-Hochschule, via idw-online.de, 19.10.2018)

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