Fahrtraining für blinde und sehbehinderte Jugendliche
Koblenz (kobinet) Auf dem Gelände des ADAC Fahrsicherheitszentrums in Koblenz saßen gestern blinde und sehbehinderte Jugendliche hinter dem Steuer und genoßen bei strahlendem Sonnenschein ein Fahrtraining, das speziell auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet war. Denn wie viele andere Jugendliche auch, hat das Autofahren auch für blinde und sehbehinderte Jugendliche eine besondere Faszination, wie bereits bei der Vorstellungsrunde deutlich wurde.
Eingeladen zu diesem Fahrtraining der besonderen Art hatte die Jugendvertretung des rheinland-pfälzischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes in Zusammenarbeit mit dem Fahrlehrerverband Rheinland und dem ADAC Fahrsicherheitszentrum in Koblenz. Sowohl den Jugendlichen als auch den Fahrlehrerinnen und -lehrern war bei der Vorstellungsrunde anzumerken, dass sie auf die neue Fahrerfahrung förmlich brannten. Daher wurden auch keine langen Vorreden gehalten und möglichst schnell in die Autos, der sieben Fahrlehrerinnen und -lehrer gestiegen und die Zündschlüssel meist schnell gedrückt, wie das bei den neuen Autos der Fall ist.
Das Durchdrücken der Kupplung, das Schalten in die verschiedenen Gänge, der Wechsel vom Gas auf die Bremse und natürlich auch das Testen des ABS durch eine Vollbremsung gehörte genau so zum Programm wie das Steuern über den Parcour. Dabei zeigten sich sowohl die FahrlehrerInnen als auch die blinden und sehbehinderten FahrerInnen äußerst mutig und umkreisten die herumstehenden Autos und Personengruppen mit Bravour. Das machte auch Eindruck auf die MedienvertreterInnen, die gekommen waren. Im Fernsehprogramm des Südwestrundfunks Rheinland-Pfalz wird heute Abend ab 18.55 Uhr ein Bericht über das Fahrtraining in der Landesschau gesendet.
Für Stephan Heym, der das Treffen vonseiten der Jugendvertretung des Landesblinden- und Sehbehindertenverbandes organisiert hat, war der Tag ein voller Erfolg. „Es war gut zu erleben, was man alles zu tun hat, wenn man selbst einmal hinter dem Steuer sitzt. Jetzt verstehe ich meine Freundin viel besser, wenn sie Auto fahren muss“, erklärte Stephan Heym. Dieser und der Landesbehindertenbeauftragte von Rheinland-Pfalz Ottmar Miles-Paul, der sich auch selbst hinters Steuer setzte lobten vor allem das Engagement und die Geduld der Fahrleherinnen und -lehrer. „Die haben das richtig klasse und einfühlsam gemacht“, so das Resümee der beiden. Und die Jugendlichen, die aus ganz verschiedenen Regionen aus Rheinland-Pfalz und sogar aus Marburg nach Koblenz gekommen waren, war dies auf jeden Fall ein spannender Tag, an den sie sich noch eine Weile erinnern konnten. Das Angebot, den Landesbehindertenbeauftragten zu seinem nächsten Termin auf der Bundesgartenschau zu chauffieren lehnten diese dann aber doch ab, denn allen war klar, dass das Fahren im regulären Straßenverkehr statt auf dem Übungsplatz dann doch eine Nummer zu viel wäre. So entschwand der Landesbehindertenbeauftragte dann per Taxi zum Abschluss der Bundesgartenschau. Dies aber nicht ohne ein Dank an die FahrlehrerInnen, das ADAC Fahrsicherheitszentrum, den Landesblinden- und Sehbehindertenverband und vor allem auch an das Förderprogramm „barrierefrei, inklusiv & fair“ der Sparda Bank, das diese Veranstaltung ebenfalls unterstützt hatte. cm