CORONA-
So krankmachend wie Delta, so ansteckend wie Omikron -
das Schreckgespenst einer solchen Supervariante des Coronavirus geistert schon seit einiger Zeit herum.
In dem "Kontext taucht teils der eingängige, aber nicht offizielle Name Deltakron auf.
Anfang des Jahres wollten zunächst Forscher aus Zypern den Nachweis einer Kombination der beiden
Sars-CoV-2-Varianten Delta und Omikron erbracht haben.
Rasch stellte sich heraus, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Irrtum im Labor handelte.
Mittlerweile häufen sich aber wieder Berichte über Deltakron-Fälle.
Fragen und Antworten dazu:
Was sagt die WHO?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beobachtet eine sogenannte Rekombinante aus je einem Subtyp von Delta (AY.4) und Omikron (BA.1). Das Fachkürzel dafür lautet XD.
Erste Proben stammen aus Frankreich und sind von Januar 2022.
Für Deutschland spricht das RKI auf Anfrage von einem bestätigten Fall und verweist auf weitere Beschreibungen in Frankreich,
Dänemark und den Niederlanden.
Von der WHO hieß es, es gebe bisher keine Anzeichen einer guten Vermehrung.
Die Beobachtung durch die WHO bedeutet nicht, dass XD als besorgniserregend oder von Interesse eingestuft ist.
Sie hat folglich bisher keinen eigenen Namen bekommen.
Die in Medien teils gängige Bezeichnung Deltakron wird von der WHO ausdrücklich nicht verwendet.
Bezeichnung Deltakron viel zu ungenau
Für Fachleute ist der Begriff sehr ungenau und eher nur zur Veranschaulichung geeignet.
Denn er wurde zuletzt nicht nur für XD genutzt, sondern für unterschiedliche Mischformen aus Delta und Omikron.
Es sei "keine hilfreiche Bezeichnung, da unklar ist, welche Rekombinante gemeint ist und in dem Begriff ein Alarmismus mitschwingt,
für den es keinen guten Grund gibt", sagte etwa der Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel, Richard Neher.
Der britische Virologe Tom Peacock stellte kürzlich auf Twitter klar, dass die in Frankreich entdeckte Mischform XD sich von der in Großbritannien beschriebenen unterscheide, die XF heißt.
XD sei die einzige Variante, bei der das Spike-Protein von Omikron "mehr oder weniger perfekt" in ein Delta-Genom eingesetzt ist.
Mit dem Spike-Protein entert das Virus menschliche Zellen.
Wie entstehen solche Mischformen?
Das Phänomen kommt keineswegs überraschend. "Dass es solche Rekombinanten von Sars-CoV-2 geben wird, war vorherzusehen.
Dazu kann es immer dann kommen, wenn zwei Varianten gleichzeitig kursieren: Infiziert sich ein Mensch z.B. mit Delta und Omikron gleichzeitig, kann es in einer doppelt befallenen Wirtszelle zum Austausch von Viruserbgut kommen", sagte der Virologe Friedemann Weber (Justus-Liebig- Universität Gießen).
Das gilt aber als relativ selten.
Neben Mischformen aus Delta und Omikron sind laut Experten auch solche aus den Omikron-Subtypen BA.l und BA.2 aufgetaucht.
Verschlimmert sich so die Pandemie?
Es wäre falsch anzunehmen, dass solche Rekombinanten zwangsläufig Horrorvarianten sind,
die die schlimmsten Eigenschaften der Ursprungsvarianten vereinen.
Der derzeit in Deutschland vorherrschende Omikron-Subtyp BA.2 sei fast schon so ansteckend wie Masern - viel mehr zulegen könne das Virus da kaum noch. Omikron wird zwar oft mit milderen Krankheitsverläufen in Verbindung gebracht, aber inwieweit das auch bei älteren Ungeimpften gilt, muss sich erst noch zeigen.
Virologe Peacock schrieb, dass von den bisher beobachteten Rekombinanten nur XD vielleicht etwas mehr Sorge bereite.
Wie gut werden Varianten überwacht?
In Deutschland wird nur bei einem sehr kleinen Teil aller positiven Befunde eine vollständige Erbgutanalyse vorgenommen und den Laboren vergütet. Bei voller Auslastung sequenzierten die Labore aus Kapazitätsgründen sogar weniger als 5% der Proben, sagte die Virologin Sandra Ciesek vom Uni-klinikum in Frankfurt/M.
Seltene Virusvarianten würden also nur durch Zufall entdeckt.
Sie bedauert zudem, dass die variantenspezifische PCR mit der kürzlich geänderten Testverordnung gestrichen worden sei:
Mit dem Verfahren ließen sich Auffälligkeiten aufspüren, was bereits zum Fund einiger seltenerer Virusvarianten geführt habe.
Fundquelle: Auszug – „ALTMARK-Zeitung“ März 2022