MAMMAKARZINOM Jede achte Frau erhält im Laufe ihres Lebens die Diagnose Brustkrebs.
Die gute Nachricht ist: Nie waren die Heilungschancen besser als heute!
Brustkrebs – die besten Therapien Einen Knoten in der Brust ertasten, der sich als bösartig herausstellt:
Viele Frauen haben dieses Szenario schon in Gedanken durchgespielt.
Wie es sich anfühlt, wenn das Kopfkino Realität wird, erfuhr Manuela Schwesig, 46, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern:
Im Sommer 2019 wurde bei ihr ein Mammakarzinom diagnostiziert.
"Ich habe schon einige Kämpfe in meinem Leben geführt und werde auch diesen Kampf führen", sagte sie damals.
Im Mai 2020 dann die erlösende Nachricht:
"Ich freue mich, dass ich nach acht Monaten intensiver Krebsbehandlung die Krankheit gut überstanden habe.
Ich bin wieder gesund!
"Was sie und ihre Familie durchgemacht hatten, deutete Schwesig später in einem Interview mit "Bild am Sonntag" an:
"Ich musste sehr hart um meine Gesundheit, mein Leben kämpfen."
Mit ihrem Schicksal ist die SPD-Spitzenpolitikerin nicht allein:
Knapp 70.000 Mammakarzinom-Diagnosen gibt es pro Jahr in Deutschland, davon nur rund 700 bei Männern.
Das heißt, etwa jede achte Frau wird im Laufe ihres Lebens persönlich mit Brustkrebs konfrontiert.
Die wichtigsten Fragen zum Thema: Wie entwickelt sich ein Mammakarzinom? Krebs entsteht durch eine Veränderung im Erbgut einer einzigen Zelle, die sich daraufhin ungehindert vermehrt.
Während gutartige Tumoren nicht ins umliegende Gewebe eindringen, sind Mammakarzinome invasiv: Sie können über die Blutbahn oder die Lymphgefäße in andere Körperregionen gelangen und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden.
"Die Veränderung geht fast immer von der Brustdrüse aus.
Dabei unterscheidet man lobuläre Karzinome, die von den Drüsenläppchen ausgehen, von duktalen, die sich in den Milchgängen bilden", erklärt Gynäkologin Prof. Sara Yvonne Brucker, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Senologie und Geschäftsführende Ärztliche Direktorin des Departments für Frauengesundheit am Uniklinikum Tübingen.
Da ein Mammakarzinom im Frühstadium kaum Symptome zeigt, ist Aufmerksamkeit geboten: Mit bildgebenden Verfahren können bereits gut entfern- und heilbare Krebsvorstufen ausfindig gemacht werden.
Fachgesellschaften empfehlen, die Brust ergänzend zu den ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen einmal im Monat abzutasten.
Welche Risikofaktoren gibt es und wie können Frauen vorbeugen? "Eine einzige feststehende Ursache für ein Mammakarzinom gibt es nicht", stellt Prof. Brucker klar.
Hoher Alkoholkonsum, Rauchen - insbesondere in Kombination mit der Antibabypille - Übergewicht, Diabetes Typ 2, ein dichtes Brustgewebe, Bestrahlungen des Brustkorbs in Kindheit oder Jugend, bestimmte Hormontherapien sowie eine frühe erste und späte letzte Regelblutung gelten als wichtige Risikofaktoren. "
Bei 10-15% aller Betroffenen vermuten Wissenschaftler einen Gendefekt.
Der Lebensstil hat entscheidenden EINFLUSS Der Lebensstil hat jedoch auch hier entscheidenden Einfluss: Zwischenergebnisse einer laufenden Studie mit Frauen, die eine entsprechende Genmutation aufweisen, zeigen, dass diejenigen, die sich gesund ernähren, aktiv Sport treiben und auf ihr Gewicht achten, deutlich später an Brustkrebs erkranken als Probandinnen, die ihre gewohnte Lebensweise beibehalten.
Welche Früherkennungsmöglichkeiten gibt es, wozu rät die Expertin? Die gesetzlichen Kassen zahlen bei Frauen ab 30 eine jährliche Tastuntersuchung; zwischen 50 und 69 werden weibliche Versicherte alle zwei Jahre zum Bruströntgen (Mammografie) eingeladen.
Für Trägerinnen eines Brustkrebsgens gibt es ein von der Deutschen Krebshilfe gefördertes
Früherkennungsprogramm.
www.konsortiumfamiliaerer-brustkrebs.de Frauen zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr entwickeln zwar seltener Brustkrebs als über 50-Jährige, doch wenn er in diesen Jahren entsteht, ist er häufiger biologisch aggressiv, sodass eine Vorsorge umso wichtiger wäre.
Deshalb empfehle ich Frauen in den Vierzigern, einmal pro Jahr etwas für die Früherkennung zu unternehmen
- insbesondere, wenn Brustkrebs in der Familie aufgetreten ist.
Eine digitale oder eine 3-D-Mammografie (90 bzw.150 Euro) können sinnvoll sein.
Allerdings ist die Mammografie nicht bei allen Frauen gleichermaßen leistungsfähig:
Je drüsengewebsreicher die Brust ist, desto weniger lässt sich auf dem Röntgenbild erkennen.
Umgekehrt ist der Ultraschall (ca. 60 Euro) bei einer sehr fettgewebsreichen Brust besonders leistungsschwach:
Da die meisten Frauen irgendwo dazwischen liegen, ist es sinnvoll, Sonografie und Mammografie zu kombinieren.
Ein für alle Gewebetypen zuverlässiges und strahlenfreies, aber leider auch teures Verfahren für die Brustkrebs- Früherkennung ist die Magnetresonanztomografie (MRT, ca. 600 Euro).
Im Rahmen der ABBREMAS-Studie (Abbreviated Breast MRI for Breast Cancer Screening) werden Kuhl und ihre Kollegen untersuchen, inwieweit eine fokussierte MRT die Früherkennung verbessern kann.
Erste Ergebnisse sind vielversprechend. Verdacht auf Brustkrebs:
Was nun? Die Brust weist Auffälligkeiten auf, ein Arztbesuch ist aber nicht sofort möglich?Es ist kein Problem, eine "Bei hormonaktiven Frauen weist das Brustgewebe oft zyklusabhängige Verhärtungen auf,
so dass abgewartet werden kann, ob diese nach der Periode noch da sind.
Der Arzt tastet Brust und Achsel ab, macht einen Ultraschall. "Häufig entpuppt sich der Knoten als gutartige Zyste.
Muss die Ursache näher abgeklärt werden, steht in der Regel eine Mammografie an.
Der Befund wird in die sogenannte BI-RADS-Klassifikation eingeordnet: Klasse 1 und 2 sind gutartig,
bei Klasse 3 wird nach einem halben Jahr kontrolliert, bei 4 und 5 ist eine sogenannte Stanzbiopsie notwendig.
"Dabei wird unter örtlicher Betäubung minimalinvasiv eine Gewebeprobe entnommen, die innerhalb von 24 Stunden untersucht wird. Stellt sich heraus, dass es sich tatsächlich um Brustkrebs handelt, schließen sich weitere Untersuchungen von Leber, Lunge und Knochen an, um mehr über den Tumor herauszufinden und auszuschließen, dass er bereits gestreut hat", erklärt die Expertin.
Was geschieht nach der Diagnose? Üblicherweise überweist der Frauenarzt die Patientin an ein zertifiziertes Brustkrebszentrum
siehe unter:www.oncomap.de/centers wo ihr Fall in ein Tumorboard aufgenommen wird:
ein Gremium aller beteiligten Fachärzte, das ein optimales Behandlungskonzept unter Berücksichtigung aktuellster Standards vorschlägt.
Das Therapiespektrum für Mammakarzinome ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen,
die Behandlung schonender und zielgerichteter geworden.
"Von der einfachen Hormon- bis zur komplexen Immuntherapie ist, abhängig von den Eigenschaften des Tumors, alles möglich.
Wird die Behandlung individuell geplant, liegt die Heilungsrate bei 70-80%.
Und selbst bei weit fortgeschrittenen oder wiederkehrenden Mammakarzinomen sind heute lange
Verläufe mit sehr guter Lebensqualität möglich", sagt Brucker.
Eine OP ist nach der zeitigem Stand unumgänglich, der Großteil aller Patientinnen kann aber heute brusterhaltend operiert werden
- häufig dank neoadjuvanter Therapie: einer Chemotherapie, die das Karzinom vor dem Eingriff deutlich schrumpfen lässt.
Wo setzt die Psycho-Onkologie an? Eine Krebsdiagnose stellt das Leben auf den Kopf."Wir sprechen mit den Patientinnen darüber, dass Angst in dieser Situation eine normale Reaktion ist und wie sie damit umgehen können", erklärt Dr. Friederike Mumm, Leiterin des Interdisziplinären Zentrums für Psycho-Onkologie am LMU Klinikum München.
Weitere zentrale Themen des psycho-onkologischen Gesprächs seien Kraftquellen und Ressourcen, Selbstfürsorge und die Bewältigung des Alltags mit all seinen neuen Herausforderungen.
Jedes zertifizierte Brustkrebszentrum in Deutschland führt ein Belastungsscreening durch und bietet psychosoziale Unterstützung an.
Als Manuela Schwesig von ihrer Krankheit erfuhr, hatte sie "größten Respekt" vor den Gesprächen mit ihren Kindern Julian, 13, und Julia.
"Wie sage ich es ihnen ehrlich, ohne ihnen Angst zu machen?"Eine Frage, mit der Mumm und ihre Kollegen häufig konfrontiert werden:
"Die Betroffenen möchten ihre Ängste und Sorgen nicht ungefiltert an ihre Liebsten weitergeben.
Wir geben fachkundigen Rat und bieten ergänzend Einzelgespräche mit Angehörigen sowie eine Familiensprechstunde an.
Das Angebot sei bewusst niederschwellig gehalten: "Patientinnen können jederzeit anrufen, bekommen rasch Termine."
Psycho-Onkologen stehen auch dann noch zur Verfügung, wenn sich der Weg zurück in den Alltag nach einer Krebstherapie schwieriger gestaltet als erwartet. In diesem Fall kann zusätzlich eine mehrwöchige Reha (ggf. als Mutter-Kind-Kur) sinnvoll sein.
Eine langfristige Betreuung bieten auch spezialisierte niedergelassene Psychotherapeuten oder die Krebsberatungsstellen an.
www.krebsinformationsdienst.de/service Wie geht es nach einer erfolgreichen Krebstherapie weiter? In den ersten drei Jahren nach Ende der Behandlung werden Patientinnen alle drei Monate zur Kontrolle einbestellt.
Ist weiterhin alles gut, wird der Zeitraum auf ein halbes und nach fünf Jahren auf ein ganzes Jahr ausgeweitet.
"Erst fünf Jahre nach Abschluss der letzten Therapie sprechen wir von Heilung", erklärt Prof. Brucker.
Für Betroffene eine lange Zeit.
Manuela Schwesig half es, sich während ihrer Behandlung auf die nähere Zukunft zu konzentrieren:
"Meine Ziele waren ganz einfach: dass ich nächstes Jahr die Konfirmation meines Sohnes und übernächstes Jahr die Einschulung meiner Tochter gesund erleben darf" Den ersten Etappensieg gegen den Brustkrebs hat die Politiker in errungen.
Fundquelle: Auszug – „Bunte“ 33/2020