Pressemitteilung
Essener Humangenetiker identifizierten wichtigen Faktor der Haar-, Gesichts- und Skelett-Entwicklung
Monika Roegge, Pressestelle Standort Essen
Universität Essen (bis 31.12.2002)
15.02.2000
Wissenschaftlern des Essener Universitätsklinikums ist in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Jena die
Identifizierung eines Gens gelungen, das ein wichtiger Faktor für die Haar-, Gesichts- und
Skelettentwicklung ist. Veränderungen in diesem Gen führen zum sogenannten Tricho-Rhino-PhalangealenSyndrom
Typ I. Die Träger eines mutierten Gens haben spärliches Kopfhaar, abstehende Ohren, eine große
Nase und eine schmale Oberlippe und leiden unter einer Knochenwachstumsstörung. Das Syndrom hat dem
jetzt identifizierten Gen seinen Namen gegeben: TRPS1.
41/2000
15. Februar 2000
In der Fachwelt haben die Forschungsergebnisse der Wissenschaftler in Essen und Jena bereits weithin Beachtung
gefunden. Die hochangesehene wissenschaftliche Zeitschrift Nature Genetics berichtete darüber in ihrer
Januarausgabe. An der Arbeit waren im Institut für Humangenetik des Essener Klinikums Dipl.-Biologin Parastoo
Momeni, Dr. Hermann-Josef Lüdecke und Professor Dr. Bernhard Horsthemke und in Jena Dr. Gernot Glöckner und
Professor Dr. Andre Rosen-thai beteiligt.
Das TRPS1 Gen trägt die Information für einen Schalter, der andere Gene reguliert. Untersuchungen zur Funktion
des Genproduktes werden, so ist Horsthemke überzeugt, die Entstehung des TRP-Syndroms klären und darüber
hinaus einen generellen Beitrag zum Verständnis der Haar-, Gesichts- und Skelettentwicklung leisten.
Patienten mit dem TRP-Syndrom Typ I klagen insbesondere über orthopädische Probleme, die eine Folge der
Knochenwachstumsstörung sind. Sie führt zu Kleinwuchs und einer Verkürzung und Verkrümmung der Finger, die
mit Bewe-gungseinschränkungen verbunden sein können. Gelenkveränderungen können darüber hinaus Rheumaähnliche
Beschwerden im Hüftbereich auslösen. Weitere Kennzeichen des Syndroms sind häufige Infekte der
oberen Atemwege im Kin-desalter, Störungen des Hörvermögens und Herzfehlbildungen.
Wenn zu den genannten Krankheitszeichen noch gutartige Auswüchse (multiple Exostosen) an den langen
Röhrenknochen hinzukommen, spricht man vom Tri-cho-Rhino-Phalangealen-Syndrom Typ 11. Allen Patienten mit
TRPS 11 fehlt ein kleines Stück vom langen Arm des Chromosoms 8 einschließlich des TRPS1 und des EXT1 Gens.
Auch das EXT1 Gen wurde - vor etwa vier Jahren - von der Essener Forschergruppe identifiziert.
Das komplexe Spektrum des Syndroms und die Variabilität der Symptome ist nicht allen Fachärzten bekannt.
Dermatologen, Orthopäden oder HNO-Ärzte etwa behandeln Einzelsymptome, ohne die eigentliche Krankheit zu
erkennen. Das Tricho-Rhino-Phalangeale-Syndrom ist deshalb unterdiagnostiziert.
Literatur: Nature Genetics Vol. 24, 71-74
Redaktion: Monika Rögge, Telefon (0201) 1 83-2085
Weitere Informationen: Prof. Dr. Bernhard Horsthemke, Telefon (02 01) 723-4556