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News. Bild: Gerd Altmann. Lizenz: CC0

Neue Medikamente für Rheuma-Varianten in den Startlöchern

Rheuma betrifft nicht nur die Gelenke. In ihren vielen verschiedenen Formen greifen entzündlich-rheumatische Autoimmunerkrankungen auch Organe, Gewebe und sogar die Haut an. Bei den Kollagenosen, wie Lupus erythematodes (SLE) oder dem Sjögren-Syndrom, erkrankt das Bindegewebe, Vaskulitiden greifen die Blutgefäße an. „Während gegen Gelenkrheuma wirksame Medikamente verfügbar sind, ist die medikamentöse Therapie von Kollagenosen und Vaskulitiden noch eingeschränkt“, sagt der DGRh-Tagungspräsident Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner, Ärztlicher Direktor der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim. Um die vielfältigen Varianten und Erscheinungsformen von Rheuma zu behandeln, benötigen Ärzte mehr Wirkstoffe, als derzeit zur Behandlung der jeweiligen Erkrankungen zugelassen sind. „Jede neue Substanz ist uns deshalb willkommen und wird eingesetzt – mit oder ohne offizielle Zulassung für eine bestimmte Erkrankung – solange es wissenschaftlich und klinisch sinnvoll ist“, betont Professor Müller-Ladner.


Dennoch hofft der Rheumatologe darauf, dass schon bald mehr lindernde Medikamente für spezielle rheumatologische Varianten zur Verfügung stehen: Im vergangenen Jahr wurde mit Secukinumab der erste Wirkstoff eingeführt, der den Botenstoff Interleukin 17 blockiert. „Interleukin 17 ist eine der wichtigsten entzündungssteigernden Signalsubstanzen und vor allem bei Entzündungsvorgängen an der Wirbelsäule und den Sehnenansätzen eine treibende Kraft“, erläutert Professor Müller-Ladner. Das Mittel wird bereits erfolgreich bei Schuppenflechte mit Gelenkbefall eingesetzt, der Psoriasis-Arthritis, und auch bei Morbus Bechterew, einer Krankheit, bei der die Rückenwirbel miteinander verwachsen und versteifen. Schon im nächsten Jahr könnten mit Tofacitinib und Baricitinib zwei weitere Wirkstoffe zugelassen werden. Die Mittel blockieren ebenfalls die Weiterleitung der Entzündungssignale innerhalb der Abwehrzellen. „In klinischen Studien haben Tofacitinib und Baricitinib eine starke Wirkung bei guter Verträglichkeit gezeigt“, berichtet Professor Müller-Ladner. „Viele Patienten dürften auch begrüßen, dass Kinasehemmer als Tabletten eingenommen werden können“, so der Experte.

Bis zur Einführung eines weiteren Wirkstoffs – Mavrilimumab – dürften jedoch noch einige Jahre vergehen. Der Antikörper verhindert, dass sogenannte Fresszellen die Entzündungsreaktion im Gewebe anstacheln. Professor Müller-Ladner hofft, dass dieses Medikament auch bei Vaskulitiden wirksam ist. „Wir müssen hier aber noch die Ergebnisse weiterer klinischer Studien abwarten“, räumt der Rheumatologe ein. Auch die Beseitigung der Entzündungszellen ist eine erfolgreiche Behandlungsstrategie. Die Rheumatologen setzen seit einigen Jahren den Antikörper Rituximab ein, ursprünglich ein Krebsmedikament, das die Vernichtung dieser Zellen veranlasst. „Rituximab ist zu einem festen Bestandteil in unserem Therapierepertoire für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis geworden“, sagt Professor Müller-Ladner. Inzwischen wurde Rituximab zur Behandlung von Vaskulitiden zugelassen und auch bei der systemischen Sklerose, einer rheumatischen Erkrankung der Haut, hat sich der Wirkstoff laut Professor Müller-Ladner als wirksam erwiesen.

„Entscheidend ist für uns, dass vielversprechende Wirkstoffe zügig die Zulassungsverfahren durchlaufen und damit die rheumatologische Forschung schnellstmöglich beim Patienten ankommt“, sagt Professor Müller-Ladner. Bei der Vorab-Pressekonferenz in Berlin anlässlich des Rheumatologen-Kongresses in Frankfurt diskutieren Experten des Fachs, mit welchen neuen Medikamenten Patienten rechnen dürfen und was die aktuelle Rheuma-Forschung an Neuerungen bietet.

(Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V., 11.8.2016)

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