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Neurologie mutiert zum behandelnden Fach

Neue Therapien für zunehmend spezifische Patientengruppen

Wien (pte) – Während sich Neurologen früher auf das Auffinden von Störungen konzentrierten, widmen sie sich heute zunehmend der Therapie. Das betonen führende Vertreter das Faches am anlässlich ihres Jahreskongresses in Wien. „Dank intensiver Forschung ist die Palette der Therapien weit größer und zielgenauer geworden. Forschritte gibt es vor allem bei der Behandlung von Schlaganfall und seinen Folgeschäden. Bei Epilepsie, MS oder Bewegungsstörungen gelingt es zumindest immer besser, Symptome zu beherrschen“, erklärt Eduard Auff, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Spielart der Erkrankung bestimmt Therapie

„Es gibt kaum Therapien, die bei einer neurologischen Krankheit immer helfen. Der Weg geht in Richtung einer spezifischen Ausrichtung, denn von den neuen Therapien profitieren stets Patienten mit bestimmten Voraussetzungen“, so der Experte. Als Beispiel nennt er Bewegungsstörungen wie Parkinson, Tremor oder Dystonien. Die tiefe Hirnstimulation, Botulinumtoxin-Injektionen und auch die transkranielle Magnetstimulation haben die Behandlungsoptionen wesentlich erweitert – besonders bei Patienten, die auf herkömmliche Medikamente nicht ansprechen.

Ähnliches zeigt sich bei der Epilepsie, bei der neue Medikamente bringen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Konzentrationsschwächen oder Schlafprobleme besser in den Griff bekommen. „Dennoch ist jeder dritte Epileptiker therapieresistent. Heute kann man epileptogene Zone im Gehirn auch neurochirurgisch entfernen, was Anfälle verringern und Medikamente überflüssig machen kann“, so die Wiener Neurologin Ekaterina Pataraia. Bei jedem zweiten therapieresistenten Epileptiker sei ein pallitativer Zugang – durch Hirn- oder Vagusnerv-Stimulation – die bessere Wahl. „Ärzte sollten Patienten an ein Epilepsie-Zentrum weiterverweisen, wenn sie mit Medikamenten nicht binnen eines Jahres anfallsfrei sind.“

Neue Blutverdünner für Schlaganfall-Vorsorge

Beim Schlaganfall gibt es verbesserte Möglichkeiten der Prophylaxe bei bestehendem Vorhofflimmern. Neben dem Standardmittel Marcuomar sind in Österreich mit Dabigatranetexilat und Rivaroxaban zwei weitere Blutverdünner kurz vor der Zulassung, deren Abbau weniger Probleme mit der Nahrung oder mit anderen Arzneimitteln bereiten. „Zur Eindämmung bereits eingetretener Schlaganfall-Schäden hat sich die Injektion eines Blutverdünners – die Thrombolyse – etabliert, die Blutgerinnsel auflösen kann. Wichtiger ist jedoch weiterhin, dass Patienten schneller nach dem Schlaganfall ins Krankenhaus gelangen“, so Wolfgang Serles, Schlaganfall-Spezialist am AKH Wien.

Bei der Multiplen Sklerose ist die Einführung des Medikaments Natalizumab gut geglückt, jene von Fingolimod steht noch bevor. „Beide monoklonale Antikörper verhindern zumindest bei einem Teil der Patienten das weitere Fortschreiten der Erkrankung. Einige Hinweise gibt es sogar auf eine Verbesserung“, so Karl Vass, der Leiter der Multiple Sklerose Ambulanz in Wien. Jüngste neurogenetische Forschung habe gezeigt, dass mindestens 20 Gene an der Krankheit beteiligt sind, die auch in der Funktionsweise des Immunsystems eine Rolle spielen.

(Aussender: pressetext.redaktion, Redakteur: Johannes Pernsteiner)

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